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Monthly Archives: März 2016
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Die Zeit der Ernte
Ich habe manchmal den Eindruck, hier unten wie eine Art Gärtner zu sein, der dafür verantwortlich ist, Bäume zu züchten, die direkt aus dem Garten Eden stammen. Diese Bäume sind rein künstlerischer Natur. Ihre Früchte schmecken nach guter Laune und erzeugen Glauben, wenn man reinbeißt (doch, echt!)... Dieses Wunder habe ich Jesus zu verdanken, der paradiesischen Sonne. Und wenn ich nicht jeden Tag in Seiner Gegenwart bräunen würde, würde es meinen Früchten grässlich an Vitaminen mangeln...
Jede Frucht braucht eine emsige Aufmerksamkeit und wächst sehr langsam!
So der musikalische Orangenbaum zum Beispiel: Nicht weniger als fünf Jahre waren nötig, damit die erste Frucht gedeiht. Die CD Saahsal kam dabei heraus (Alternativer Rock)! Ebenso für die DVD mit dem süß-sauren Nachgeschmack der Zitrone-Manshow (Zitr-one-Man-show). Der Comicbaum genießt eine besondere Aufmerksamkeit und braucht daher nur ein bis zwei Jahre, um seine Frucht zu tragen. Und die Waldbeeren, die im Schatten von „Verabredungen im Wald 2“ gedeihen, werden auch bald reif sein.
Der „Zufall“ wollte, dass fast all diese Früchte gleichzeitig zu ihrer Reife gelangen...
Das haben wir im Atelier noch nie gesehen.
Der Gesandte Nr. 1 Ich bin gerade dabei, einen neuen, ganz jungen Comicbaum zu begießen, da bimmelt das Telefon hinter mir. Ich bin noch halb in Gedanken bei meinem Bild und deshalb wehre ich mich nicht gegen die seltsame Bitte des Anrufers... Am Ende der Leitung möchte ein Arzt eine Sprechstunde und will mit mir über „etwas“ reden.
Naja, bestimmt ein Psychiater, der auf der Suche nach einem hoffnungslosen Fall ist...
Die Sache geht mir dermaßen nach, dass ich Lust bekomme, den Abwasch zu machen. (Doch, doch: Ich mache den und schwatze dabei mit Gott). Ich habe einen ganz starken Eindruck von meinem unsichtbaren Gesprächspartner von vorhin, der meine Neugier richtig wachrüttelt. Na? Hab´ doch den Eindruck, dass ER sich hinter diesem Treffen verbirgt... Ich werde sehr häufig in meinem Atelier besucht, die einen sind manchmal seltsamer als die andern... (Vielleicht strahlt eine meiner exotischen Pflanzen eine halluzinogene Substanz aus?!), aber dieses Mal empfange ich diesen Menschen mit einer besonderen Aufmerksamkeit.
Der Arzt, ein chilliger, aber geistreicher Mensch, erklärt mir, dass ihn der Herr beauftragt hat, eine Gruppe zu gründen, die mich bei meiner Aufgabe unterstützen soll. In meinem Kopf sage ich mir:
- Herr, Du hattest doch diese Bitte gehört... ?!
Nach meinem Abenteuer auf den Kanareninseln (s. Seite 58 von „Verabredungen im Wald“) hatte ich eine ganze Fuhre spanischer Comics neu auflegen lassen, die zu der Zeit in einer Ecke des Ateliers als Staubfänger fungierten. Und davon nimmt er 300 untern Arm, um seinen ersten Auftrag zu erfüllen: sie bekannt zu machen.
Der Gesandte Nr. 2 Einige Tage später bin ich gerade dabei, mir die Frage zu stellen, wie ich mit diesen vielfachen und besonderen Ernten umgehen soll, als einer meiner Freunde und Berater bei mir aufkreuzt:
- Alain, erinnerst du dich noch an das Comic ohne Worte? Warum wird es nicht gedruckt? Ich finde, dass wir was tun sollten, also habe ich die Meinung von zwei Leuten eingeholt (einer von denen ist der besagte Arzt) und wir wollen zusammen den Druck finanzieren. Hier hast du das Geld für die erste Auflage (5000 Exemplare)...
- Herr? Echt? ... Jetzt?
Die Zeit der Antworten Ich durfte also erleben, wie dieses Comic ohne Worte geboren wurde. Ebenso gibt es jetzt die Unterstützungsgruppe Auderset, die mir momentan hauptsächlich hilft, es zu verbreiten.
In Folge dessen habe ich mehrere außergewöhnliche Bitten erlebt (das Telefon bimmelt oft bis in meine Wohnung hinein). Hier eine dieser Bitten: - Hallo, Alain, wir bräuchten deine Hilfe. Wir möchten gern die Botschaft der Liebe von Christus an eine Prostituiertengruppe meiner Stadt weitergeben. Da sie selten Französisch reden, sondern eher ganz viele verschiedene Sprachen, wäre es nicht möglich, dass du ein Comic ohne Worte machst? - Das gibt´s doch nicht! Er ist gerade erschienen!!
Es ist wie Balsam für die Seele, zu erkennen, dass alles sorgfältig geplant worden ist und dass ich letztendlich an einem Projekt teilnehme, das über meinen Verstand geht.
Die Stille, die all diese Jahre hindurch herrschte, war also weder ein Verspätungsproblem, noch eine Sache des Scheiterns, sondern eine Frage der passenden Jahreszeit. Allein der Herr der Zeiten kennt sie wirklich, seien es unser Leben oder unsere Projekte. Egal, was passiert, lasst uns weiterhin dieser unsichtbaren Hand vertrauen, in die wir alles hineingelegt haben. Einige Tage später ist das Comic ohne Worte zu einer Vereinigung gegangen, die sich um Prostituierte in Genf kümmert (ohne jegliche Absprache mit der ersten)...
Das Buch wurde auch bestellt, um in Gefängnissen sowie bei anderen befremdlichen Projekten verwendet zu werden... Innerhalb von vier Wochen gingen die Lagerbestände zu Ende, aber durch eine weitere Spende konnten 7500 Stück nachgedruckt werden (mit biblischen Zitaten in vier Sprachen).
Neulich wurde eine Sonderausgabe von einer Schweizer Missionsgesellschaft bestellt. Das Echo derer, die von diesem kleinen Buch angesprochen worden sind, beginnt erst, an mein Ohr zu gelangen... Bestimmt werde ich irgendwann die Gelegenheit haben, euch davon zu erzählen!
Auf iTunes store, I-Book usw.
Weitere fantastische Sache:
Meine Comics Ach, du lieber Himmel Robi, Marcel und Willy Grunch sind nun digital auf Französisch, Englisch, Deutsch und Spanisch zu erhalten.
Mit Saahsal (www.saahsal.com), unserer Musikband, spielen wir immer mehr in den Hot Spots des Rocks...
Mögen eure Gedanken ein wertvolles Düngemittel für unsere Kreativität sein.
Um das Comic ohne Worte zu sehen, von dem in dieser Geschichte die Rede ist, klicken Sie hier:http://www.auderset.com/" ["post_title"]=> string(40) "Der Herr der Jahreszeiten (vierter Teil)" ["post_excerpt"]=> string(0) "" ["post_status"]=> string(7) "publish" ["comment_status"]=> string(6) "closed" ["ping_status"]=> string(6) "closed" ["post_password"]=> string(0) "" ["post_name"]=> string(30) "le-maitre-des-saisons-partie-4" ["to_ping"]=> string(0) "" ["pinged"]=> string(0) "" ["post_modified"]=> string(19) "2016-03-27 17:47:45" ["post_modified_gmt"]=> string(19) "2016-03-27 15:47:45" ["post_content_filtered"]=> string(0) "" ["post_parent"]=> int(0) ["guid"]=> string(32) "http://www.auderset.com/?p=10954" ["menu_order"]=> int(0) ["post_type"]=> string(4) "post" ["post_mime_type"]=> string(0) "" ["comment_count"]=> string(1) "0" ["filter"]=> string(3) "raw" ["post_title_ml"]=> string(174) "[:fr]Le maitre des saisons (partie 4)[:de]Der Herr der Jahreszeiten (vierter Teil)[:en]The Master of the Seasons – Part 4[:es]EL SEÑOR DE LAS ESTACIONES (cuatro parte) [:]" ["post_title_langs"]=> array(4) { ["fr"]=> bool(true) ["de"]=> bool(true) ["en"]=> bool(true) ["es"]=> bool(true) } }en/bd-sans-parole
Der Herr der Jahreszeiten (vierter Teil)
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Dieses betreffende Missionswerk ist ein riesengroßes Landgut, das wesentlich aus Rasen besteht. Ein bisschen, als hätte man dieses allgegenwärtige Grün als Teppichboden innen und außen verlegt. Aber es befinden sich auch künstliche Teiche sowie von Blumen umringte Bäume dort. Alles ist so sorgfältig gepflegt, dass man das Gefühl hat, etwas stimmt mit der Wirklichkeit nicht überein. Ein üppiger, privater Wald umgibt ihre Büroräume, die sich ebenfalls in einem Gebäude befinden, von dem man denkt, es sei in den Fels gemeißelt. Ich komme mir vor, als wäre ich ein Gesandter, der aus Europa gekommen ist, um die Hilfe der amerikanischen Armee zu holen. Noch einige Minuten und ich werde zu spät kommen...
Bevor ich auf dieses feudale Gebiet treten darf, muss ich noch durch eine Absperrung, die von Wächtern bewacht ist. Sie wollen meinen Ausweis sehen. Werde ich wirklich an einem solchen Ort erwartet? Der Wachmann räumt die letzten Zweifel aus und die Schranken öffnen sich. Die Straße ist so sauber, dass man den Eindruck hat, sie wurde gerade für ein Kindermärchenbuch gezeichnet. Eine krawattierte Delegation wartet im Eingangsbereich auf mich wie ein technisches Team bei der Formel-1. Diese Männer zeigen mir, wo die Toilette ist, klopfen mir auf die Schulter und nehmen Anteil an meinen abenteuerlichen Erlebnissen.
Die Wände des Klos sind so luxuriös, dass man beinahe ein schlechtes Gewissen hat, sein Geschäft zu verrichten (ich komme mir vor, als würde ich mitten auf dem Esszimmertisch in eine Schüssel kacken). Für mich, als kleinen Schweizer, sieht alles riesig aus, aber ich weigere mich kategorisch, das was ich sehe, zu beurteilen. Ich befinde mich nur in einer anderen Dimension, wo andere Gesetze Gültigkeit haben. Ich stecke den Kopf unter den Wasserhahn, um die letzten Müdigkeitsspuren zu verjagen. Jetzt ist es Zeit!
Im Nu stehe ich auf einer Bühne. Das Publikum starrt mich an und scheint neugierig darauf zu sein, was dieser völlig Unbekannte ihnen zu sagen hat (oder vielleicht ist es nur, weil noch Wasser von meinem Gesicht tropft).
Erster Treff
Mein Wortschatz in Englisch ist nicht besonders üppig, aber ich gebe trotzdem, was ich drauf habe von Herzen weiter. Ich rede sowieso mehr mit dem Herzen als mit etwas anderem. Was ich ihnen mitteile, hat die gleiche Wirkung wie ein Schlüssel, der zu ihrem Herz passt. Ich sehe in ihren Gesichtern Zeichen von Ergriffenheit. Ab jetzt werde ich in diesem geschlossenen Ort als der kleine Typ bekannt, den Jesus durch ein im Mülleimer weggeworfenes Comic gefunden hat...
Zeugnis von K.
Als ich fertig bin, setzt sich ein ehrwürdiger Greis zu mir und teilt mir sein Zeugnis mit: „Ich war drogenabhängig, völlig verloren in New-York und wie du hatte ich am Anfang nichts, aber ich habe Jesus in einem Drogenrehabilitationszentrum gefunden. Als ich mit meinem Vater telefoniert habe, um es ihm zu sagen, hat er geweint. Meine Mutter hat ihm das Telefon abgenommen und hat mir gesagt: ‚- Dein Vater weint nicht vor Schmerz, sondern vor Freude, denn auch wir haben Jesus gefunden und beten seit langer Zeit für dich...‘ Zehn Jahre später bin ich der Chef dieses Instituts geworden. Reagan, der Präsident der Vereinigten Staaten höchstpersönlich, besuchte mich hier und gratulierte mir, dass alles so gut lief. Ich war bei McDonald´s im Bereich des sozialen Werks tätig, jetzt bin ich hier und nutze meine Gaben für meine Mitmenschen...“
Er klopft mir auf die Schulter und geht weg. Später werde ich erfahren, dass er wirklich ein großer Boss ist, dass seine Anwesenheit an diesem Tag eine Ausnahme darstellte und dass er zu den anderen sagte, dass sie meine Arbeit ernst nehmen sollten.
Amazing! Awesome! Wonderful!
Welche Begeisterung vor meinen Zeichnungen! (Man glaubt fast, sie hätten alle im Lotto gewonnen). Alle sind dabei. Der Direktor bucht mir ein Hotelzimmer für die Woche! Nach meinem Zeugnis werde ich mehrmals zum Essen eingeladen. Es sieht so aus, als würden sich alle Türen vor mir öffnen. Sie reden schon von einer Tournee, in welcher ich mein Zeugnis weitergeben soll, von Interviews im Fernsehen und sie sprechen von Treffs mit Prominenten. Der Direktor möchte jetzt schon ein Paar Skizzen vom Comic „Ohne Worte 2“ sehen!
Zurück in meiner Heimat
Während des Flugs in Richtung Heimat habe ich ein bisschen das Gefühl, als Sieger aus einem Kampf zurückzukehren. Ich habe das Gefühl, dass meine Koffer voll mit Versprechen sind. Aber ich bin froh darüber, zurück in meinem kleinen Atelier zu sein. Ich liebe meine Heimat und selbst, wenn ich hier mit schwierigen Überlebensproblemen kämpfen muss, fühle ich mich an diesem Ort zu Hause und ermesse die Logik der Dinge.
Wenig Zeit ist vergangen und die Missionsgesellschaft schreibt mir, dass sie sich auf mein Comic-Projekt nicht einlassen wird. Ich frage sie mit Nachdruck, was das Problem ist, bekomme aber keine Antwort. Dann sage ich ihnen, dass ich einverstanden wäre, alles kostenlos zu machen, wenn das Problem finanzieller Natur ist. Das Ziel, diese Leute zu erreichen ist wichtiger als mein persönliches Interesse. Aber ich bekomme keine Antwort. Funkstille...
Eine Niederlage
Ich befinde mich wieder am Ausgangspunkt, alles hat zu nichts geführt... Warum denn? Ich hatte ernsthaft damit gerechnet, dass Gott eingreift! (?) Vielleicht wird später daraus etwas entstehen können? (Oder auch nicht)
Ich ergebe mich meinem Schicksal und räume das Buch in eine Schublade (neben das spanische Projekt) auf und beschließe, zu anderen Projekten zurückzukehren. Aber vorher... wird geschlafen.
Erster Teil Zweiter Teil Vierter Teil
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Der Herr der Jahreszeiten (dritter Teil)
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Entweder sie sind schlichtweg verlassen oder streng von Torwächtern bewacht, die man Sekretäre nennt und deren Job darin besteht, die Nachrichten zu filtern. Es hätte gerade noch gefehlt, dass jemand aus dem kleinen Volk ihre Chefs stört. Zufällig* lerne ich endlich jemanden kennen, der einen der Hauptleiter des Jugendbereichs dieser Missionsgesellschaft kennt. Meiner Beharrlichkeit, über Monate nach DER Telefonnummer gefragt zu haben, gebührt der Verdienst, eine gute Quelle für Gags im Rahmen meines Umfelds zu sein, aber schließlich: Tschakka! Ich habe sie! Stimmen aus dem Hinterzimmer des Ateliers: Ha ha ha! Vielleicht haste sie, aber es wird trotzdem nie klappen! Wie Indiana Jones mit seiner Peitsche starte ich einen Anruf jenseits des Kontinents. (Ehrlich gesagt, krieg ich ein bisschen Bammel). (* „zufällig“ Ha, ha, ha! wenn ich dieses Wort höre! Ha ha ha! Ich kann nicht mehr! lol!) Erster Kontakt! Ein Leiter der Missionsgesellschaft sitzt an seinem Schreibtisch und stellt sich Fragen über alte Comics, die seine Vorgänger publiziert haben und die er gerade in seinem Archiv gefunden hat. - Herr, sollten wir sie nicht erneut auflegen? Wie eine Antwort auf sein Gebet klingelt das Telefon. Ich rufe in diesem Moment an. Der Typ ist noch ein bisschen fassungslos, lässt sich das aber nicht anmerken und möchte mehr wissen. So führte das eine zum anderen. Von Skype-Anrufen über offizielle Schreiben, mithilfe einer Frau namens Ichkönnteinganzesrindessen (aber es ist nicht ihr wirklicher Name), die ich im Zuge dessen gefunden habe und die sich als wirkliche Perle erwies, weil sie mir helfen konnte, mein schlechtes Englisch zu übersetzen (total verrückt, sie wohnt 30 Minuten weit weg von der Missionsgesellschaft), gibt er mir schließlich einen Termin in seinem Büro. (Jetzt eine kleine nicht unbedeutende Einzelheit: Dieses befindet sich am anderen Ende der Welt!) Verabredung mit dem Schicksal. Mein erster Termin wird am Dienstag, dem 11. Juni, genau um 8:00 Uhr stattfinden. Dann werde ich ihn sehen. Sie gewähren mir 10 Minuten, um den 300 Verantwortlichen der Missionsgesellschaft mein Zeugnis zu geben. Es sei ein außergewöhnliches Privileg, eine Gelegenheit, die ich nicht erneut bekommen würde, falls ich zu spät kommen sollte. (Zu spät? Ich...?! Niemals...!) Ich fliege ins Leere davon. Nachdem ich meine letzten Groschen für den Flug ausgeschöpft habe, glaube ich ernsthaft, dass ich kein Geld mehr für ein Hotelzimmer haben werde... Egal. Die Sache ist mir wichtiger, ich flieg also los, Richtung Washington, von da habe ich einen Anschlussflug. Ich liebe es, auf solchen Reisen, mit allen möglichen Leuten ins Gespräch zu kommen (so bin ich halt). Als ich das erste Flugzeug verlasse, sagt mir die Stewardess, die froh war, mit mir auf Spanisch quatschen zu können: „Wenn Du ein Problem hast, bin ich bis um 23:00 Uhr da.“ Sie weiß aber, dass ich meinen Flug um 17:00 Uhr habe... ? Ich habe ein ungutes Gefühl... - Herr, willst du mir vielleicht damit was sagen... ? Naja, egal. Ich habe morgen meinen Termin mit dem Schicksal (und indirekt auch mit dem von Millionen von benachteiligten Familien), das ist das Wichtigste. Sorry, es ist nicht möglich! 17:00 Uhr: Der Flug ist gestrichen - Kein Problem! Um 20:00 fliegt der nächste! sagt mir die Frau am Schalter mit einem verkrampften Lächeln. 20:00 Uhr: Der Flug ist wieder gestrichen. Nächste Gelegenheit erst um 22:00 Uhr. 22:00 Uhr: Er ist wirklich gestrichen. Der Knochen für die Kläger Gegenüber meiner Ratlosigkeit und meinem Drängeln gleicht das Lächeln der Frau nun eher einem Muskeltraining. Ihre Stimme verrät ihre Gereiztheit. Ihre Höflichkeit übertüncht leicht freundlich eine kalte und professionelle Gleichgültigkeit... Sie reicht mir ein kopiertes Blatt in einer unverständlichen Sprache: dem Beamtendeutsch (dazu noch auf Englisch). Darauf steht als Patentrezept die Telefonnummer eines Anrufbeantworters, wo ich nicht einmal eine Nachricht hinterlassen kann. Diese Kopie ist nur ein Kauknochen, mit dem die Kläger sie in Ruhe lassen sollen. Wenn man dieses Blatt annimmt, gibt man auf. An diesem Schalter herrscht ein so großes Unverständnis, dass ich wenigstens beschließe, mit ihr Verständnis zu haben. (Der eigentlich Verantwortliche versteckt sich sowieso hinter dieser Frau und auch für sie ist der Abend nicht leicht) Ich nehme das Blatt. Die spanische Stewardess Ich kenne hier niemanden, bin weit weg von zu Hause, der Flughafen wird gleich schließen und ich werde freundlich von Leuten, die wie Polizisten aussehen, gebeten, den Raum zu verlassen. Sie machen nur ihren Job und natürlich ist einmal mehr niemand schuld (schon wieder der!) an der ganzen Geschichte. Glücklicherweise treffe ich wieder die spanische Stewardess. Sie sagt mir, was ich tun soll: nämlich ... nichts! Sie besorgt mir eine leichte Decke, einen kleinen Kulturbeutel mit einer Zahnbürste in Reiseformat und sie sieht wenigstens ehrlich aus, als sie mir alles Gute wünscht. Sie ist letztendlich meinem ersten Bedürfnis nach Mitleid in dieser künstlichen Welt nachgekommen. Verlassen Völlig aufgeschmissen irre ich im Flughafen mit meinem Gepäck und meiner Gitarre auf dem Rücken umher. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich wirklich alleingelassen fühle. Aber dieses schreckliche Gefühl des Alleinseins ist sicherlich nichts gegenüber dem, was tausende* von Menschen fühlen, die ich durch diese Reise unterstützen möchte... Denn, auch wenn ich nicht verstehe, warum das alles geschehen muss, weiß ich wenigstens, dass Gott nicht weit weg ist. Man könnte glauben, dass eine andere unsichtbare Macht meinen Termin zu verhindern versucht. Aber ich muss da hin. Die bauen auf mich! (oder auch nicht). (* eigentlich sind es viel mehr, aber ich sage nur „tausende“, damit ihr mich nicht für einen Hochstapler haltet). Das Reich der Zombies Die paar Bänke, die ich finde, haben recht gemeine Armlehnen und ich habe den unangenehmen Eindruck, dass sie speziell konzipiert worden sind, damit Leute wie ich nicht darauf liegen können. Ich kann beinahe den Mangel an Barmherzigkeit ermessen, der nötig ist, um eine derartige Bank zu erschaffen. Ich lege mich darunter, damit die Passanten nicht auf mich latschen. Wenngleich die Marmorfarbe des Kunststoffbodens nicht besonders geglückt ist, so haben sie dessen Härte dagegen richtig gut hinbekommen. Ich glaube, ich habe eine Decke (auch wenn sie so dünn ist wie diese) noch nie so genossen wie in dieser Nacht. Ich bin total kaputt *ç%&/()= ! Ich muss schlafen, aber geht das? Mein Handy, das mir als Wecker dienen soll, ist fast alle und ich habe Angst, dass es nicht klingelt, aber mein Körper ist auch fast alle. Ich schlummere etwas... In der Nacht kommen mehrere Leute zu mir, um mich zu treten und mich auszurauben. Oder habe ich das nur geträumt? Ich wache auf jeden Fall auf, als wäre genau das geschehen. Ich bin völlig fertig! Immer wieder wache ich auf, indem ich mich frage, ob ich wirklich geschlafen habe... Komische Zombies irren um mich her. (Ach, doch nicht. Uff! Es sind nur fragwürdige Gestalten). Ich klammere mich an mein Handgepäck, damit keine Langfinger es einsacken, falls meine Müdigkeit meinen Körper fürs Schlummerland verlässt... Hoffentlich wache ich früh genug auf, um meinen Flug zu schaffen. 4:30 Uhr: Ich stehe Schlange mit einer Masse anderer Menschen, die nicht vorwärts kommen. (Verflixt, auch ich werde zum Zombie!) Der Sieg ist noch möglich. Das Flugzeug fliegt weg (und ich bin sogar drinnen!) Bevor der Akku meines Handys alle war, habe ich noch eine SMS von meinen beiden Engeln erhalten (Stichwort „Gebetsteam“, Siehe mein Buch „Verabredungen im Wald“, Seite 33), die mir sagen wollten, dass sie im Gebet hinter mir stehen. Ichkönnteinganzesrindessen und ihr Mann warten nach meiner Landung auf mich. (Total verrückt... bedeutet das etwa, dass diese Kontakte, die ich bis jetzt nur vom Internet kannte, echte Menschen waren!!?) 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