Aus dem Glauben leben (6/13)

 

Jedem sein Schmelztiegel, 6. Folge :      

Das Sandkorn  

 

Folgender Text ist die Fortsetzung von Folge  5 :

https://www.auderset.com/de/blog/le-peche-des-autres-513

Diese Geschichte spielte sich 2022 ab. 

 

Das Mahlwerk       

Das Atelier hat eine administrative Rechnung in Höhe von 3.550 CHF erhalten. 

 In der Schweiz eine Rechnung nicht rechtzeitig zu begleichen, heißt praktisch, einen Finger ins Zahnrad zu stecken, und schließlich wird das Unternehmen innerhalb weniger Wochen zermalmt ! Es ist  keine neue Vereinbarung möglich, die Verwaltung ist wie eine mitleidslose, skrupellose und gut geschmierte Maschine. Diese ist allerdings  dermaßen unbarmherzig, weil ihre Zahnräder, nämlich ihre Beamten, sich niemals schuldig fühlen für das, was sie verursacht haben, überzeugt davon, nur ihre Arbeit getan zu haben.  

 

Also, was tun ? Alle Kassen sind leer. 

Auf meinem Privatkonto habe ich gerade genug für unseren Lebensunterhalt, aber nicht genug, um die Summe fürs Atelier vorzustrecken. 
Der lächelnde Hirte    

Am Sonntag darauf, während des Opfers im Gottesdienst,  obwohl ich mir unserer Situation gut bewusst bin, bin ich trotzdem ruhig und gefasst (oder – je nachdem, wie man es sieht – eher leichtsinnig ?!) . Ich fische aus meinem Geldbeutel mit der Hand 5.- CHF heraus. 

Auf der Vorderseite der Münze ist das Kreuz der Schweizer Flagge, die den Weg nach Golgatha repräsentiert (das Land wurde von überzeugten Christen gegründet). Auf der Rückseite der Münze ist das Bild eines Hirten (Jesus sagt, ich bin der Hirte), oder falls es noch nicht klar genug wäre, auf dem Münzenrand steht noch geschrieben : « Dominus providebit » (Gott versorgt)  

Beim Ansehen der Münze werde ich sofort an mein Erlebnis letzte Woche erinnert … (https://www.auderset.com/de/blog/salut-ou-tu-regardes).

 Im Wissen, was auf der Münze steht, gebe ich sie gerne her. Ich rechne nicht damit, dass Jesus mir den gleichen Streich spielt wie beim letzten Mal (bei Gott gibt’s keine Routine !). Als ich das Geldstück in das  herzförmige Opferkörbchen fallen lasse, sehe ich in meinem Kopf ein flüchtiges Bild : Ich sehe, wie Gott mir zuzwinkert. Ich erkenne nur zu gut sein rätselhaftes Lächeln wie das eines Geheimniskrämers…  O je, ich frag mich nur, was Er sonst noch alles mit mir vorhat …! 

 

Das Wunder  

 Am frühen nächsten Morgen, noch vor dem Sonnenaufgang, gehe ich ins Atelier zu Anne, unserer Buchhalterin.  

Es ist unser Ding , uns dort zusammenzufinden, bevor die jungen Leute kommen. Wir genießen es, bei unserer Lieblingsmusik zu schaffen. Vor Kurzem harmonierte unsere Ukulele-Musik so mit den tropischen Pflanzen im Atelier, dass man sich fast vorstellen konnte, dass uns ein feiner Sandstrand vor dem Eingang wartet. Als ich sehe, wie Anne vom Briefkasten zurückkommt, ist mir klar, dass etwas Merkwürdiges passiert ist. Mit bleichem Gesicht reicht sie mir einen adressenlosen Brief und sagt: „ Ich habe das vor der Tür gefunden, mit 1.990.- CHF drin ! 

Sobald die ersten Künstler ins Atelier kommen, können wir es nicht erwarten, ihnen die gute Nachricht mitzuteilen ! 

Wir kommen aber nicht drum herum, diese Summe etwas komisch zu finden…um ganze 10.- CHF wären es genau 2.000.- CHF ! Das wäre doch viel logischer, oder ?!  (Bei Wundern nach der Logik suchen, wie blöd!! )    

 

Als gute Verwalterin sammelt Christine alle Kassenbestände von all unseren Konten. Das Ergebnis : Wir haben genau die Summe, um die leidige Rechnung zu bezahlen, es bleiben sogar 5 .- CHF übrig!! 

Das trägt Seinen Stempel ! Da kommt mir das schelmische Lächeln, das Jesus gestern auf seinen Lippen hatte, wieder in den Sinn und mir ist, als ob Er mir  meine Münze zurückgäbe, die ich ihm vorgestreckt habe… Was hab‘ ich doch für einen Jesus!!

 

Fortsetzung folgt…

 

 


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